In Mitteleuropa würde dies bereits als Konflikt gewertet. Hier dient die Kommunikation der Informationsübermittlung und nicht der Selbstdarstellung.
Und genau wie Menschen haben Pferde unterschiedliche Kommunikationsstrategien. Nordische Rassen kommunizieren eher subtil miteinander. Ihr ursprüngliches Klima bedingte es, dass die Herde eng zusammenstand, um sich vor der Kälte zu schützen. Aufgrund der geringen Distanz untereinander konnten sie sich mit kleinsten Signalen verständigen. Ganz im Gegensatz zum „Wüstenpferd“ Vollblut, dessen Herde eher über grosse Flächen verteilt waren. Die grosse Distanz bedingte eine gestikreiche Kommunikation, damit auch der etwas mitbekam, der am weitesten Weg stand.
Wenn Vollblüter also „ihre schwachen fünf Minuten“ haben, sind sie keine neurotischen Spinner, sondern sie teilen ihre Bedürfnisse mithilfe ihrer natürlichen Kommunikationsstrategie mit. Pferde werden, wie Menschen, von ihren Emotionen geleitet. Diese haben eine wichtige Aufgabe und bestimmen massgeblich das Verhalten mit. Und weil vor allem die überschwänglichen Reaktionen dem Reiter im Umgang Schwierigkeiten bereiten können, soll hier im Besonderen darauf eingegangen werden.
Emotionen – die Wurzeln des Verhaltens
Die Wahrnehmung des Pferdes ist von seinem Instinkt geprägt. Daneben bestimmen Erfahrung und Erfolgs- resp. Misserfolgserlebnisse über die Reaktion auf eine Situation. Erlebnisse werden mit Emotionen verknüpft, dabei können Pferde z.B. Angst, Furcht, Freude aber auch Ärger uvm. empfinden. Emotionen schützen das Pferd vor allfälligen Gefahren und haben die Aufgabe, zu signalisieren, ob etwas gut oder schlecht ist, um möglichst lange und gesund zu leben. Dabei gilt der Grundsatz, was sich gut anfühlt, ist auch gut für das Pferd. Ihre Emotionen drücken sie ausschließlich über die Körpersprache aus.
Vollblüter teilen ihre Gefühle ehrlich und direkt mit, denn in ihren Augen sind sie in der Situation angebracht. Dabei sind Vollblüter weder berechnend noch bösartig, sie versuchen lediglich durch ihr Verhalten ihre Bedürfnisse zu signalisieren. Ihre Reaktion setzt sich dabei aus dem vorherrschenden Gefühl, z.B. Unsicherheit, dem Instinkt, also Vorsicht walten zu lassen und einer erlernten Reaktion, die auch Charakterabhängig ist, zusammen. So ist der unsichere Vollblüter eher schnell nervös und guckig in vermeintlich geringen Gefahrensituationen, entspannt sich aber genauso schnell durch die ruhige Führung des Reiters. Ein mutiger Vollblüter braucht länger, bis er etwas als gefährlich einstuft, ist aber weniger schnell vom Gegenteil zu überzeugen. Pferde haben verschiedene Strategien, um aus einer unangenehmen Situation heraus zu kommen. Diese ist auch abhängig vom Temperament des jeweiligen Pferdes. Vollblüter machen es durch ihre Extrovertiertheit dem Reiter leicht, zu erkennen, was sie gerade bewegt. Das bedeutet nicht, dass nicht auch ein Kaltblüter die gleiche Situation z.B. beängstigend finden würde, seine Signale sind durch seine introvertierte Art jedoch sehr viel subtiler und leichter zu übersehen resp. zu übergehen.
Die Körpersprache als Lesehilfe
Es gibt verschiedene Gründe, weshalb Vollblüter überschwänglich reagieren. Zum einen kann dies zu viel angestaute Energie aufgrund unzureichender Auslastung sein. Auch Übermut und Freude lassen Vollblüter herumhüpfen. Ersteres lässt sich durch artgerechte Haltung und Beschäftigung vermeiden, letzteres darf vom Reiter als Kompliment angesehen werden.
Die häufigere Ursache für hyperaktives Verhalten ist jedoch Stress. Der Unterschied ist klar erkennbar. So zeigen glückliche Vollblüter auch bei übermütigen Reaktionen ihre Freude durch das sogenannte Spielgesicht. Der Ausdruck ist grundsätzlich freundlich und wach, die Ohren sind aufgestellt und die Nüsternpartie ist entspannt.
Ganz im Gegensatz dazu zeigt sich Stress beim Vollblüter durch eine hohe Anspannung, einen harten Gesichtsausdruck und massiv erhöhte Aufmerksamkeit. Die gesamte Körperhaltung ist eher starr und unbeweglich. Kurzfristiger Stress ist eine natürliche Reaktion auf eine Gefahr. Der gesamte Organismus läuft auf Hochtouren, um im Bedarf innerhalb kürzester Zeit zu reagieren. Dabei wird der Herzschlag intensiviert, die Durchblutung erhöht und die Sinne geschärft. Vollblüter reagieren in dieser Situation auf kleinste Veränderungen. Das rationale Denkvermögen wie auch das Schmerzempfinden wird dabei stark eingeschränkt. Vollblüter gelten als aktive Stresstypen, das heisst, ihre Verfassung ist ihnen anzusehen, da sie den Stress nach aussen tragen. Zu unterscheiden ist kurzfristiger Stress aufgrund von Gefahrensituationen und langfristiger Stress, dem der Vollblüter durch seine Bewältigungsstrategien nicht selbständig entgehen kann.
Stressreaktionen
Um auf kurzfristigen Stress zu reagieren, haben Pferde vier Bewältigungsstrategien.
Diese nennt man „flirt“, was bedeutet, dass das Pferd durch unterwürfige Kommunikationsgesten versucht, den Stressor zu beschwichtigen. „Fight“ ist der Versuch, den Stressor durch Kampf zu beseitigen. Bei „flight“ wird dem Stressor durch Flucht entkommen und freeze bedeutet, dass das Pferd regungslos stehenbleibt. Welche Strategie ein Pferd wählt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wobei die einzelnen Strategien auch kombiniert werden können. Langfristiger Stress äussert sich beim Vollblüter immer zuerst in den oben erwähnten Reaktionen. Fruchten diese Strategien nicht, kann dauerhafter Stress unter anderem zu Resignation bis hin zu Depression, Agressivität, Krankheit oder stereotypen Verhalten führen. Hier ist der Reiter in der Pflicht, frühzeitige Warnsignale zu erkennen und zu beseitigen.
Grundsätzlich sind nämlich auch Vollblüter Energiesparer. Es ist deshalb nicht natürlich, wenn der Vollblüter unter Dauerspannung steht und wegen jeder Kleinigkeit explodiert. Pferde wenden nur so viel Energie auf wie nötig, schliesslich müssen sie Fit bleiben für eine allfällige Flucht. Es macht deshalb wenig Sinn, wenn das Pferd permanent unter Spannung steht und so viel Energie verloren geht.
Führung und Vertrauen
Eine gute Führungspersönlichkeit macht unter anderem aus, dass sich diese in sein Gegenüber, also den Vollblüter, hineinversetzen kann. Dabei versteht der Reiter die Hintergründe für das Verhalten und die Wirkung, die er in dieser Situation hat. Wenn sich Vollblüter verstanden und sicher fühlen, sind sie ruhig und ausgeglichen und durch ihre Intelligenz und Neugier grundsätzlich positiv gegenüber neuen Eindrücken eingestellt. Wer beweist, dass er erfahren genug ist, gelassen jede Situation zu meistern und somit das Bedürfnis des Pferdes nach Sicherheit abdecken kann, gewinnt schnell das Vertrauen und somit die Führposition.
Ungünstig für die Beziehung ist es, wenn man selber unsicher ist und dennoch versucht, die Situation irgendwie zu meistern oder gar anfängt, aus Überforderung den Vollblüter für seine hyperaktive Reaktion zu strafen.
Aus Sicht des Pferdes macht eine Strafe in dieser Situation überhaupt keinen Sinn. Im Gegenteil ängstigt man den Vollblüter nur noch mehr, da zur gefährlichen Situation nun auch noch eine unberechenbare und somit nicht adäquate „Führperson“ dazu kommt. Ein Teufelskreis entsteht, aus dem man ohne Hilfe nur schwer wider herausfindet.
Es ist dabei aber ebenso wenig hilfreich, den Vollblüter zu einem neurotischen Angsthasen abzustempeln. Jedoch kann vertieftes Wissen über das Verhalten in verschiedenen Situationen helfen, diese realistisch einzuschätzen und entsprechend zu reagieren. An Unsicherheit und Angst beim Vollblüter kann und soll der Reiter arbeiten, damit eine entspannte Beziehung entsteht (siehe Lernstrategie „Gewöhnung“).
Auch wenn mit der Arbeit das Vertrauen zum Reiter wächst und der Vollblüter nicht mehr so häufig Stressverhalten zeigt, muss sich der Reiter beim Kauf eines Vollblutes bewusst sein, dass solche Reaktionen auch einfach ein Charaktermerkmal dieser Rasse ist. Der Reiter muss sich also entscheiden, ob er mit dem emotionalen Verhalten leben und auch umgehen kann. Wenn nicht, sollte man sich entweder professionelle Hilfe holen oder sich überlegen, ob man letzten Endes mit einem ruhigeren Pferd nicht besser bedient ist.
Die Wahrnehmung des Pferdes ist von seinem Instinkt geprägt. Daneben bestimmen Erfahrung und Erfolgs- resp. Misserfolgserlebnisse über die Reaktion auf eine Situation. Erlebnisse werden mit Emotionen verknüpft, dabei können Pferde z.B. Angst, Furcht, Freude aber auch Ärger uvm. empfinden. Emotionen schützen das Pferd vor allfälligen Gefahren und haben die Aufgabe, zu signalisieren, ob etwas gut oder schlecht ist, um möglichst lange und gesund zu leben. Dabei gilt der Grundsatz, was sich gut anfühlt, ist auch gut für das Pferd. Ihre Emotionen drücken sie ausschließlich über die Körpersprache aus.
Vollblüter teilen ihre Gefühle ehrlich und direkt mit, denn in ihren Augen sind sie in der Situation angebracht. Dabei sind Vollblüter weder berechnend noch bösartig, sie versuchen lediglich durch ihr Verhalten ihre Bedürfnisse zu signalisieren. Ihre Reaktion setzt sich dabei aus dem vorherrschenden Gefühl, z.B. Unsicherheit, dem Instinkt, also Vorsicht walten zu lassen und einer erlernten Reaktion, die auch Charakterabhängig ist, zusammen. So ist der unsichere Vollblüter eher schnell nervös und guckig in vermeintlich geringen Gefahrensituationen, entspannt sich aber genauso schnell durch die ruhige Führung des Reiters. Ein mutiger Vollblüter braucht länger, bis er etwas als gefährlich einstuft, ist aber weniger schnell vom Gegenteil zu überzeugen. Pferde haben verschiedene Strategien, um aus einer unangenehmen Situation heraus zu kommen. Diese ist auch abhängig vom Temperament des jeweiligen Pferdes. Vollblüter machen es durch ihre Extrovertiertheit dem Reiter leicht, zu erkennen, was sie gerade bewegt. Das bedeutet nicht, dass nicht auch ein Kaltblüter die gleiche Situation z.B. beängstigend finden würde, seine Signale sind durch seine introvertierte Art jedoch sehr viel subtiler und leichter zu übersehen resp. zu übergehen.
Die Körpersprache als Lesehilfe
Es gibt verschiedene Gründe, weshalb Vollblüter überschwänglich reagieren. Zum einen kann dies zu viel angestaute Energie aufgrund unzureichender Auslastung sein. Auch Übermut und Freude lassen Vollblüter herumhüpfen. Ersteres lässt sich durch artgerechte Haltung und Beschäftigung vermeiden, letzteres darf vom Reiter als Kompliment angesehen werden.
Die häufigere Ursache für hyperaktives Verhalten ist jedoch Stress. Der Unterschied ist klar erkennbar. So zeigen glückliche Vollblüter auch bei übermütigen Reaktionen ihre Freude durch das sogenannte Spielgesicht. Der Ausdruck ist grundsätzlich freundlich und wach, die Ohren sind aufgestellt und die Nüsternpartie ist entspannt.
Ganz im Gegensatz dazu zeigt sich Stress beim Vollblüter durch eine hohe Anspannung, einen harten Gesichtsausdruck und massiv erhöhte Aufmerksamkeit. Die gesamte Körperhaltung ist eher starr und unbeweglich. Kurzfristiger Stress ist eine natürliche Reaktion auf eine Gefahr. Der gesamte Organismus läuft auf Hochtouren, um im Bedarf innerhalb kürzester Zeit zu reagieren. Dabei wird der Herzschlag intensiviert, die Durchblutung erhöht und die Sinne geschärft. Vollblüter reagieren in dieser Situation auf kleinste Veränderungen. Das rationale Denkvermögen wie auch das Schmerzempfinden wird dabei stark eingeschränkt. Vollblüter gelten als aktive Stresstypen, das heisst, ihre Verfassung ist ihnen anzusehen, da sie den Stress nach aussen tragen. Zu unterscheiden ist kurzfristiger Stress aufgrund von Gefahrensituationen und langfristiger Stress, dem der Vollblüter durch seine Bewältigungsstrategien nicht selbständig entgehen kann.
Stressreaktionen
Um auf kurzfristigen Stress zu reagieren, haben Pferde vier Bewältigungsstrategien.
Diese nennt man „flirt“, was bedeutet, dass das Pferd durch unterwürfige Kommunikationsgesten versucht, den Stressor zu beschwichtigen. „Fight“ ist der Versuch, den Stressor durch Kampf zu beseitigen. Bei „flight“ wird dem Stressor durch Flucht entkommen und freeze bedeutet, dass das Pferd regungslos stehenbleibt. Welche Strategie ein Pferd wählt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wobei die einzelnen Strategien auch kombiniert werden können. Langfristiger Stress äussert sich beim Vollblüter immer zuerst in den oben erwähnten Reaktionen. Fruchten diese Strategien nicht, kann dauerhafter Stress unter anderem zu Resignation bis hin zu Depression, Agressivität, Krankheit oder stereotypen Verhalten führen. Hier ist der Reiter in der Pflicht, frühzeitige Warnsignale zu erkennen und zu beseitigen.
Grundsätzlich sind nämlich auch Vollblüter Energiesparer. Es ist deshalb nicht natürlich, wenn der Vollblüter unter Dauerspannung steht und wegen jeder Kleinigkeit explodiert. Pferde wenden nur so viel Energie auf wie nötig, schliesslich müssen sie Fit bleiben für eine allfällige Flucht. Es macht deshalb wenig Sinn, wenn das Pferd permanent unter Spannung steht und so viel Energie verloren geht.
Führung und Vertrauen
Eine gute Führungspersönlichkeit macht unter anderem aus, dass sich diese in sein Gegenüber, also den Vollblüter, hineinversetzen kann. Dabei versteht der Reiter die Hintergründe für das Verhalten und die Wirkung, die er in dieser Situation hat. Wenn sich Vollblüter verstanden und sicher fühlen, sind sie ruhig und ausgeglichen und durch ihre Intelligenz und Neugier grundsätzlich positiv gegenüber neuen Eindrücken eingestellt. Wer beweist, dass er erfahren genug ist, gelassen jede Situation zu meistern und somit das Bedürfnis des Pferdes nach Sicherheit abdecken kann, gewinnt schnell das Vertrauen und somit die Führposition.
Ungünstig für die Beziehung ist es, wenn man selber unsicher ist und dennoch versucht, die Situation irgendwie zu meistern oder gar anfängt, aus Überforderung den Vollblüter für seine hyperaktive Reaktion zu strafen.
Aus Sicht des Pferdes macht eine Strafe in dieser Situation überhaupt keinen Sinn. Im Gegenteil ängstigt man den Vollblüter nur noch mehr, da zur gefährlichen Situation nun auch noch eine unberechenbare und somit nicht adäquate „Führperson“ dazu kommt. Ein Teufelskreis entsteht, aus dem man ohne Hilfe nur schwer wider herausfindet.
Es ist dabei aber ebenso wenig hilfreich, den Vollblüter zu einem neurotischen Angsthasen abzustempeln. Jedoch kann vertieftes Wissen über das Verhalten in verschiedenen Situationen helfen, diese realistisch einzuschätzen und entsprechend zu reagieren. An Unsicherheit und Angst beim Vollblüter kann und soll der Reiter arbeiten, damit eine entspannte Beziehung entsteht (siehe Lernstrategie „Gewöhnung“).
Auch wenn mit der Arbeit das Vertrauen zum Reiter wächst und der Vollblüter nicht mehr so häufig Stressverhalten zeigt, muss sich der Reiter beim Kauf eines Vollblutes bewusst sein, dass solche Reaktionen auch einfach ein Charaktermerkmal dieser Rasse ist. Der Reiter muss sich also entscheiden, ob er mit dem emotionalen Verhalten leben und auch umgehen kann. Wenn nicht, sollte man sich entweder professionelle Hilfe holen oder sich überlegen, ob man letzten Endes mit einem ruhigeren Pferd nicht besser bedient ist.
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