Mittwoch, 24. Juni 2015

Ausbildung nach Plan

Wer ein Rennpferd zum Reitpferd ausbilden möchte, sollte sich vorgängig einen Plan über die einzelnen Ausbildungsschritte und dem Ziel der Ausbildung zurechtlegen und sich Gedanken machen, ob das eigene Wissen und Können ausreicht, um die Ziele zu erreichen. Letztere Frage sollte man sich ehrlich und sachlich beantworten, denn es ist weder für das Pferd noch den Reiter hilfreich, wenn die Zusammenarbeit überfordert und letztendlich in Frust oder gar Angst endet. Als Faustregel kann man annehmen, dass das Ausbildungsziel des ehemaligen Rennpferdes für den Reiter eine mittlere Anforderung darstellt. Wer sich die Ausbildung oder Teile davon nicht zutraut, ist gut beraten, vorgängig einen versierten Reitlehrer zu engagieren und die Ausbildung gemeinsam zu gestalten. Sowohl Reiter wie auch Pferd können davon nur profitieren. Weiter sollte für die Ausbildung vorgängig geklärt werden, ob der neue Stall über geeignete Infrastruktur verfügt. Ein Reitplatz oder gar Halle in erreichbarer Nähe erleichtert die Arbeit enorm. Daneben ist genügend Zeit, die für die Ausbildung des Vollblüters zur Verfügung steht, eine weitere wichtige Voraussetzung. Reiter, die stets unter Zeitdruck sind, sind selten in der Lage, mit der nötigen Geduld und Gelassenheit mit dem Pferd arbeiten.
Einen Plan zu haben bedeutet auch, stets den Überblick über die Situation zu behalten, diese zu strukturieren und somit auch die Führung innezuhaben. Erst recht, wenn man die einzelnen Themen in kleine Ausbildungsschritte unterteilt. Der Ablauf sollte natürlich genügend Flexibilität aufweisen, um auf das Pferd individuell eingehen zu können. Im Endeffekt bestimmt das ehemalige Rennpferd über Tempo und Inhalt der Ausbildung. Dazu muss man das Pferd erst mal kennenlernen. Die vorgängigen Abklärungen im Rennstall, wo Trainer und Reiter das Rennpferd bereits kennen, können Aufschluss über den Charakter und Ausbildungsinhalte die der Reitpferdeausbildung dienlich sind, geben. Auch der aktuelle Trainingszustand ist wissenswert, denn ein bis zuletzt aktiv im Training stehendes Rennpferd benötigt eine andere Auslastung als ein bereits abtrainiertes. Die ersten paar Tage sollten dazu dienen, den Vollblüter ankommen zu lassen und ihm die neue Umgebung zu zeigen. Hierbei kann bereits festgestellt werden, wo die Ausbildung ansetzen soll. Es ist wichtig, die Reaktion des Neulings auf seine Umwelt wie auch auf seinen Besitzer zu beobachten. Allfällige Verhaltensweisen, die für eine entspannte und motivierte Zusammenarbeit hinderlich sind, sollten prioritär in die Planung einfliessen. Ausserdem kann anhand des Bewegungsablaufes und einer allfälligen Schiefe des Pferdes bereits bestimmt werden, wo der Schwerpunkt in der Gymnastizierung gelegt werden sollte.
Nebst einem Rahmenplan, der die ganze Ausbildung miteinschliesst, ist es hilfreich, sich über jede
einzelne Arbeit vorgängig Gedanken zu machen, auch wenn es sich dabei „nur“ um einen Spaziergang handelt. Das innere, positive und realistische Bild trägt dabei massgeblich zum Gelingen der Lektion bei. Auch eventuelle Schwierigkeiten und die eigene, angemessene Reaktion darauf sollte man sich vorgängig vor Augen führen. Dies verhindert, dass Situationen überfordernd für den Reiter sein können und somit die Führungsfunktion dem Vollblüter gegenüber nicht mehr wahrgenommen werden kann. Auch wenn Lektionen mal schief laufen , sollte der Ausbilder stets in der Lage sein, eine positive und gelassene Grundstimmung beizubehalten. Zu guter Letzt sollte bei der Planung auch Pausen, sei dies während einer Lerneinheit wie auch ganze Tage auf der Koppel, berücksichtigt werden. Pausen dienen während der Arbeit gleichzeitig als Lob und Erholung. Ganze Freitage hingegen sind für das setzenlassen des Gelernten äusserst förderlich und verhindern eine Überforderung und fehlende Motivation. Ebenso benötigt der Körper, gerade in Bezug auf den muskulären Aufbau, Pausen für die Regeneration. Die einzelnen Ausbildungsschritte, die hier im weiteren vorgestellt werden, sollen demnach auch als Orientierung und Überprüfung des eigenen Ausbildungs-Plans dienen.

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