An Pferderennen nehmen vorwiegend Vollblüter teil, da sie sich durch Schnelligkeit, Mut, Ausdauer und Kraft auszeichnen. Englische Vollblüter werden schon seit etwa 400 Jahren als hochqualifizierte Sportpferde gezüchtet, sind jedoch erst seit 1821 als eigene Rasse anerkannt.
Als im 16. Jahrhundert die Pferderennen in England immer mehr Beachtung gewannen, begann man spezielle Pferde für diesen Sport zu züchten. Von diesen Pferden ist aber heute nicht mehr die Rede. Erst um 1700 begann die eigentliche Vollblutzucht, denn in diesem Jahr setzte der Erste der drei Hengste, die später als Stammväter der gesamten Vollblutlinien angesehen wurden, den Huf auf englischen Boden.
Die Geschichte von Byerley Turk nimmt seinen Anfang 1688, als ihn der englische Oberst Robert Byerley nach einem gewonnenen Gefecht in Ungarn von einem kapitulierenden türkischen Offizier erbeutete. Byerley Turk, der wie es damals üblich war, den Namen seines neuen Besitzers übernahm, war zu diesem Zeitpunkt etwa 8 Jahre alt und ein dunkelbraunes, reingezogenes Araberpferd. Zwei weitere Jahre diente Byerley Turk dem Oberst noch als Schlachtross in Irland, wo König William III. Krieg gegen die Iren und den Stuart-König führte. Die beiden Byerleys überstanden den Krieg unbeschadet und kehrten nach dessen Ende nach England zurück. Der Hengst wurde im Byerely Gestüt Goldsborough in der Grafschaft Yorkshire untergebracht. In seiner Zeit als Deckhengst beglückte Byerley Turk nur wenige, dafür gut gezogene Stuten. Die Nachkommen des Hengstes, vor allem die Töchter, erwiesen sich als wahre Perlen der neuen Zucht.
Der zweite und einflussreichste Stammvater der Vollblutzucht war Darley Arabien, der um 1701 das Licht der Welt erblickte. In der Syrischen Wüste bei Aleppo, im Besitz von Sheik Mirza II., verbrachte der Araberhengst, der damals noch Manak hiess, seine ersten Lebensjahre. Der britische Konsul Thomas Darley warf ein Auge auf dieses schöne Tier. Er wollte den Hengst für 300 Gold-Sovereigns, die damalige napoleonische Währung, kaufen. Während der Konsul auf sein Geld aus Aleppo wartete, zog Mirza II. den Deal zurück und war nicht mehr gewillt, sich von dem Pferd zu trennen. Da Thomas Darley dies nicht einfach hinnehmen wollte und er kraft seines Amtes über einflussreiche Beziehungen verfügte, eignete er sich den Hengst in einer Nacht- und Nebelaktion und unter Mithilfe von Freunden an. Nach einer langen und beschwerlichen Reise, es herrschte der Spanische Erbfolgekrieg, kamen Thomas Darley und Darley Arabien 1704 in England an. Von 1706 bis 1719 wurde der Hengst für die Zucht eingesetzt. Er war von edelstem arabischen Geblüt und vererbte seine Anlagen phänomenal. Darley Arabien verstarb 1730 in Aldby Hall in Leeds.
Der eine war ein „Beutepferd“, der andere ein „Schmuggelpferd“. Goldophin Arabien war ein Geschenk des Beys von Tunis an Ludwig XV. Der König fand jedoch kein Gefallen an dem um 1724 geborenen Hengst. Er verkaufte ihn an einen Engländer namens Edward Cox, der ihn auf seinem Gestüt in Derbyshire als Deckhengst einsetzte. Als Cox 1733 verstarb, hinterliess er Sham, so hiess der aus Südafrika stammende Hengst damals noch, dem Londoner Kaffeehausbesitzer Roger Williams. Williams war nebenberuflich als Pferdehändler tätig und reichte ihn an den Earl of Goldophin weiter, wo Sham als Golophin Arabien in die Geschichte einging. Im hohen Alter von 29 Jahren verstarb das Pferd am Weihnachtsabend 1753. Er wurde neben dem Tor, das zu den Stallungen führte, begraben. Auf sein Grab wurde ein Stein mit Widmung gelegt, den man noch heute in Wandelbury Rings besichtigen kann. Goldophin Arabien war der Letzte der drei Gründerväter der englischen Vollblutzucht und zeugte ebenfalls ausgezeichnete Nachkommen. Ab den Jahre 1770 wurden keine weiteren Einkreuzungen mit Araberblut mehr vorgenommen.
Im Jahre 1773 wurde James Weatherby zum Zuchtbuchführer des Jockey Clubs ernannt. Der Jockey Club ist auch heute noch das führende Gremium des englischen Rennsports. Er gab 1808 den ersten Band des „Stud Book“ heraus, das bis heute regelmässig und aktualisiert herausgegeben wird. In diesem Buch sind alle Vollblutpferde der letzten 300 Jahre verzeichnet. Als Vollblüter gilt jedes Pferd, dessen Abstammung im „Stud Book“ festgehalten ist.
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